Bodrum sei das Saint-Tropez der Türkei, heißt es. Treffpunkt der türkischen Upper Class und des Geldes. Schicke und teure Yachthäfen sollen die Region auch zum Trendziel bei Seglern machen. Monaco, Mykonos, Bodrum heißt die Route. Der Vergleich hinkt ein bisschen, denn alles, was Saint Tropez ausmacht, die gelebten französischen Traditionen, der sehr eigene Landcharme, die Cuisine française und natürlich der Jetset – gibt’s in Bodrum weit weniger, oder zumindest anders. Was es zum Glück auch kaum gibt, sind Wasserrutschen, Bettenburgen und Ballermann. Tatsächlich präsentiert sich die Halbinsel im Südwesten der Türkei elegant – sozusagen als Gegenentwurf zum Antalya-Rummel.
Bodrum hat eine lässige Skipper Community
Bodrum ist etwas kleiner als Menorca und bezeichnet sowohl die Halbinsel als auch die größte Stadt. Im Winter leben hier knapp 150 000 Menschen, im Sommer eine halbe Million. Überall auf der Halbinsel dürfen die Häuser wegen Erdbebengefahr nicht höher als zwei Stockwerke sein und kleben weißgekalkt an Hängen. Neben der Altstadt, eine Mischung aus Touristen-Souk mit China-Zeug, Gemüsemärkten und Kunstateliers, ist auch die Hafenpromenade mit ihrer lässigen Skipper Community nett zum Flanieren. Hier reihen sich Boutiquen, Restaurants und Clubs aneinander.
Segeltörn mit Gulets boomen
Im Hafen, zur einen Seite der Johanniterfestung dümpeln fettleibige Motorluxusyachten, zur anderen die schlanken Gulets. Das sind traditionelle Holzsegler, die gerade einen unglaublichen Boom erleben. Für 700 bis 7000 Euro die Woche (je nach Ausstattung) kann man mit ihnen eine Woche zwischen Bodrum und Marmara kreuzen. Weil das Meer hier besonders blau ist, heißen diese Cruises Blaue Reisen.
Die Sandstrände liegen im Süden und Westen
Fährt man von Bodrum die Süd- und Westküste entlang, kommen mehr Sandstrände. Zu den schöneren Badeorten zählen Gümüslük, Yalikavak und Turgutreis. Super zum Schwimmen und noch relativ einsam sind die Buchten Mazi und Yaliciftlik östlich von Bodrum. Der Norden der Halbinsel ist eher felsig und bewaldet.
Der türkische Jetset entspannt in Göltürkbükü
Im Norden der Halbinsel liegt Göltürkbükü, auch Türkbükü genannt, das mit seinen vielen Beachclubs und Privatvillen als Sommerresidenz des Istanbuler Jetsets gilt. Im vergangenen Jahr hat ganz in der Nähe das neueste 5 Sterne Hotel der Region eröffnet: das totschicke Mandarin Oriental. Damit hat die Halbinsel nun endgültig die höchste Konzentration an Luxushotels in der Türkei. Den Hype um das Örtchen kann ich nicht ganz nachvollziehen. Schön ist’s aber im Restaurant „Miam“, einem Italiener mit Seglercrowd und cooler Gartenbar. Ansonsten würde ich immer die gewachsene Stadt Bodrum vorziehen.
Die neue Luxusmarina
Ein Stück weiter, in Yalikavac, hat ein Oligarch aus Aserbaidschan eine Luxusmarina gebaut. Der marmorgeflieste Hafenkomplex mit Shoppingmall und Restaurants heißt Palmarina und wirkt ziemlich steril. Formula-Eins-Veteran Flavio Briatore unterhält hier einen seiner Billionaire’s Club mit Open-air Tanzdeck sowie Beachclub. Und Robert de Niro eine Nobu-Dependance. Schließlich hat Bodrum nach Istanbul das beste Nachtleben der Türkei.
Das Publikum
Das Publikum ist international. Aber besonders nett sind die jungen Türken, die hier wie Griechen aussehen, denn die ganze Küstenregion war in der Antike hellenisch, später ottomanisch. Viele sprechen Deutsch, sind irgendwo zwischen Köln und dem Schwarzwald aufgewachsen und zurückgekehrt in die Heimat der Eltern. Auf Chancensuche.
Meine Freundin und Kollegin Andrea Tapper war im Juni ’15 in Bodrum. Sie hat auch den Text geschrieben. Von der Flüchtlingskrise war die Halbinsel noch nicht betroffen.
Coming next: Hoteltipps Bodrum
Danke für den tollen Bericht!
Sehr gern, Christoph, freue mich, dass er Dir gefällt!
Sehr toller Bericht. Was wäre Deiner Meinung nach die beste Zeit, um dort hinzufahren? Off season? Danke im voraus, Ollie
Hallo Ollie, danke für Dein Feedback! Ab Mitte September finde ich die beste Zeit. Dann ist das Meer noch warm, aber der Ansturm der Hochsaison vorbei. Außerdem sind die Temperaturen (Luft) okay, aber nicht mehr so heiß. Ich würde sagen, bis Mitte Oktober ist super – Ab November kann es schon mal Regen geben. Aber gib Acht, dass möglichst wenige Bundesländer (am besten gar keins) Herbstferien hat.