Die CIP Turkish Airlines Lounge wird in internationalen Bewertungen als eine der 10 weltbesten Lounges ausgelobt. Viel habe ich bereits von Kollegen über die Turkish Airlines Lounge im Atatürk Flughafen in Istanbul gehört. Endlich lerne ich das Wunderkind selbst kennen. Aber was bedeutet eigentlich CIP? Ganz einfach, es ist das türkische Äquivalent von VIP.
Mein erster Besuch in der Turkish Airlines CIP Lounge im Atatürk Flughafen Istanbul
Ein Fan des „normalen“ Istanbuler Atatürk Flughafens bin ich seit Jahren, da ich als Reporterin viel aus Afrika berichte und Turkish Airlines aus Deutschland inzwischen eine der besten Verbindungen dorthin bietet.
Ich liebe es, nicht in Deutschland, meist in Frankfurt, umsteigen zu müssen. Sondern den ersten Teil der Strecke bis Istanbul bereits in einem Rutsch durchzufliegen.
Der Istanbuler Flughafen ist geschäftig, aber auch entspannt. Ein Hauch von Basar-Flair herrscht hier.
Überall Stände mit „Turkish delight“, türkischen Süßigkeiten, dazwischen sehr gut sortierte, großzügige Duty Free Bereiche.
Das alles ist ziemlich lässig und unterhaltsam genug, um auch drei, vier Stunden Aufenthalt problemlos zu überbrücken.
Was etwa das Drehkreuz Dubai an Perfektion bietet, hat Istanbul an Atmosphäre.
Das ist wohl einer der Gründe, warum der Istanbuler Flughafen – demnächst soll es vier davon geben, ein neuer ist im Bau – trotz angespannter Sicherheitslage von immer mehr Transit-Fluggästen frequentiert wird. Er gehört zu den am stärksten expandierenden Flug-Drehkreuzen der Welt.
Aber jetzt heißt es erst mal laufen: Vom unserem Ankunfts-Gate zur Lounge ist es bei meinem heutigem Flug von Hamburg über Istanbul auf die Insel Sansibar ein echter Fußmarsch.
Ich bin froh, als ich nach etwa 15 Minuten endlich den Lounge-Eingang vor mir sehe: einen von außen eher unscheinbaren, mit Vorhängen verhangenen Glasbereich.
Die Lounge befindet sich im Zentrum der Abflughalle im Duty Free Bereich am Gate 219, hinter Starbucks.
Es zahlt sich aus, mit dem Barcode auf dem Ticket reinzugehen, dann öffnen sich wie in der U-Bahn die Schranken von selbst, und man vermeidet eventuelles Schlangestehen an der Rezeption, die mit drei Mitarbeiterinnen besetzt ist. Ich beobachte aber, dass es auch dort schnell voran geht.
Gleich nach dem Eintritt dann – der Wow-Effekt!
Turkish Airlines Lounge – erster Eindruck: Science-Fiction-Kosmos trifft auf Tradition
Ich trete ein, und stehe gleich in einer Art Bibliothek mit Billardtisch, an dem ein junger Japaner und ein Ami gegeneinander spielen, auf einem Beistelltisch liegt aufgeschlagen ein Sketchbook meines Lieblingsmodeschöpfers Yves-Saint-Laurent. Wenn das kein gutes Zeichen ist!
Auf einem weichen Teppich warten gemütliche Sitzgruppen, an einem der Tische erhält eine Dame gerade eine entspannende Nackenmassage, ein kostenloser Service, der überall in der Lounge angeboten wird.
Wenn also ein Masseur oder eine Masseuse in weißen Jeans und Shirts Ihnen seine Dienste anbietet, nicht Nein sagen! Eine grandiose Idee für eine Flughafen-Lounge, denn unter Verspannungen leiden viele, erst recht im Flieger.
Die CIP Lounge am Flughafen von Istanbul – elegant wie eine Nobel-Kaufhaus
Ich blicke in die Lounge hinein und fühle mich wie in einem anspruchsvollen Kaufhaus. Mit verschiedenen Abteilungen in unterschiedlichsten Stilen. Wabenartige Einheiten sind durch runde Öffnungen und Zwischenwände voneinander getrennt. Ein Science-Fiction-Kosmos, geerdet in Tradition.
Viele internationale Gäste, die sich wohlzufühlen scheinen, bevölkern diesen Kosmos, der wie ein Weltbürger-Wohnzimmer erscheint. Viel lässiger als andere Lounges, die ich bereits erlebt habe. Alles ist so geschickt angeordnet, dass keine Aktivität die andere stört. Gleichzeitig fühlt man sich freundlich animiert, dies oder jenes auszuprobieren.
Ich habe drei Stunden Zeit: Überwältigt entscheide ich mich erst mal für einen gemütlichen Rundgang, nachdem ich mein Handgepäck und Mantel in durchsichtigen Schließfächern rechts vom Eingang deponiert habe. Es gibt dutzende davon – und ich finde sofort ein leeres. Laptop, Handgepäckkoffer, Sonnenhut und Winterjacke passen bequem hinein.
Turkish Airlines Lounge – Platz für mehr als 1000 Gäste, doch jeder findet seine Nische
Lassen wir Fakten sprechen: Auf zwei Etagen, mit einer imposanten Wendeltreppe im Zentrum, in der ein metallener Globus unter dem Airline-Motto „Widen your world“ baumelt, bietet die Lounge Platz für über 1000 Gäste auf knapp 6000 Quadratmetern.
Im oberen Bereich sind es 3500 Quadratmeter, im unteren Eingangsbereich 2400 Quadratmeter, beide Etagen sind ähnlich ausgestattet. Ich fange unten an und arbeite mich in die Höhe.
Zunächst gelange ich in einen News-Bereich mit neun großen TV-Screens und modernen, beigen Ledercouchen.
Rechts vom Eingang laufen in einem intimen Privatkino mit etwa 30 knuffigen Ledersitzen auf einer großen Leinwand über Kopfhörer Live-Konzerte großer Künstler.
Vor dem Kino steht ein nostalgischer Popcorn-Stand. Kleiner Naschtest: Ja, das Popcorn ist frisch!
Ich beobachte, dass viele Reisende hier, im Halbdunkel des Kinos, relaxen und ihre Mails auf dem Handy checken.
Jeder Bereich der Lounge – rondellartig aneinander geschmiegt – ist anders: Kaffeehausatmosphäre gleich am Anfang. Daneben eine Weinbar, Restaurant-Ecken, ein türkischer Teegarten mit Tee und Gebäck, unzählige Kochstationen, an denen live gekocht und gebacken wird.
Im hinteren Bereich auf beiden Etagen finden sich die Dusch- und Ruhebereiche, es gibt zudem einen Kindergarten mit Rutsche, Spielzeug, Büchern.
Wer auch als Erwachsener noch gerne spielt, wird sich über den Golfsimulator und eine Autorennbahn in einer Kulisse von Miniatur-Istanbul freuen.
WIFI ist überall zugänglich, es gibt mehrere Ecken mit work stations und Schreibtischen, doch ein paar Steckdosen mehr könnten nicht schaden.
Mein erstes Fazit: Mit ihren halbmondförmig gestalteten Decken, bullaugenartigen Öffnungen, Pflanzen und Lichtakzenten wirkt die Lounge auf mich gestalterisch wie ein Mittelding zwischen Hamam, Nachtclub und Restaurant. Theatralisch und stylish, aber gleichzeitig gemütlich, an keiner Stelle einschüchternd oder gar wie ein Riesenwartesaal.
Turkish Airlines Lounge – von Pide bis Sacher-Torte. Von Chardonnay bis zu orientalischem Tee
Ich kann einen Rundgang nur empfehlen, um erst einmal die Übersicht auch über die vielen, verschiedenen Live-Kochstationen und Bars zu bekommen. Überall backen Bäcker, grillen Gríllmeister und bruzzeln Köche zum Teil unter kupfernen Abzugshauben Tagesfrisches, Traditionelles und Saisonales.
Ich schaue einem der Köche beim Formen von „Günün Pide Cesitleri“ zu: Die mit Hack, Gemüse, Truthahn oder Käse gefüllte, türkische Pizza scheint äußerst beliebt, ständig fragen Passagiere nach, wann die nächste Ladung aus dem Ofen kommt. An einer Grillstation stehen hauptsächlich männliche Passagiere Schlange.
Rund um die Uhr werden warme Mahlzeiten und Snacks, türkisch-orientalisches und westliches, den Tageszeiten entsprechend zubereitet. Pasta, Steaks, gegrillte Hähnchenbrust, Grillgemüse. Alles kann man sich individuell zusammen stellen.
Auf ansprechenden Salat- und Obstbuffets stehen frische Salate, Oliven, Nüsse, Trockenobst, frisches Obst, Datteln, Joghurt, Müsli. Zum Frühstück gibt’s Spiegeleier, Omelette, Panini und vieles mehr.
Was den Männern der Döner, ist den Damen wohl der Kuchen: Am üppigen Dessert-Stand sehe ich die Damenwelt eifrig probieren – von honigsüßen Baklava-Naschereien über Fruchttörtchen bis hin zur Original-Sachertorte, die täglich frisch nach Rezept der berühmten Wiener Konditorei Demel eingeflogen wird.
Wie auf einer Party in einer Privatvilla warten überall Getränkestationen. Mal stylish in einem Überseekoffer. Mal auf einem altmodischen Teewagen mit einer guten Auswahl an Weinen, Spirituosen und allen gängigen Softdrinks.
Eine Bar mag Gin-lastiger sein. Auf der anderen gibt es verschiedene Whiskey-Sorten oder eine größere Weinauswahl. Es lohnt sich also herumzuschlendern und zu vergleichen.
Das einzige, was ich nicht entdecken kann, ist Champagner. Ich frage einen der Kellner, der lacht und vertröstet mich „maybe later“. Da ist sie wieder, die sympathische, türkische Herzlichkeit.
Turkish Airlines Lounge – elegante und praktische Duschen, wie neugeboren für den Weiterflug
Mein gemütlicher Rundgang hat – mitsamt einem Probierschluck Wein und ein paar Häppchen – gute 45 Minuten gedauert. Auf halber Strecke habe ich mir im hinteren Spa-Bereich der oberen Etage – insgesamt gibt es vier davon – einen Dusch-Termin geholt. Ich erhalte einen Beeper, mit dem man mich rufen wird.
Vorher will ich noch ein paar Dutyfree-Einkäufe erledigen. Da die großen Läden, darunter auch Victoria Secrets, direkt vor den Türen der Lounge liegen, geht alles schnell. Ich habe mein Parfüm gerade bezahlt, als der Beeper schnurrt.
Hätte ich mehr Zeit, könnte ich wahlweise einen Suite-Raum für ein Nickerchen oder eine Massage auf einer Spa-Liege in einem Nebenraum des Duschbereichs dazu buchen. Doch ich will mich hauptsächlich für den Nachtflug frisch machen und umziehen.
Die etwa drei Quadratmeter große Dusche ist mit grauem Marmor gefliest, blitzsauber, praktisch und komfortabel ausgestattet, mit eigener Toilette, Duschkabine, Waschbecken, Föhn, Vergrößerungsspiegel, Bademantel, Badelatschen, Kleiderbügel, einem Set Cremes und Shampoo. Alles nett in einem Bastkorb verpackt.
Große weiße Handtücher stecken in einem Wandregal vor den Nasszellen. Ich habe eine halbe Stunde Zeit – und fühle mich danach wie neugeboren!
Turkish Airlines Lounge – der Mann am Klavier
Bis zum Boarding sind es noch etwa 45 Minuten. Ich stelle mir einen großen Salatteller zusammen, schenke mir einen „Nobu“-Chardonnay aus Südafrika ein und setzte mich zum Abschluss in der oberen Etage der Turkish Airlines Lounge an ein Fleckchen, das ich bereits bei meinem Rundgang sondiert habe:
Unter filigrane, weiße Balustraden in der Nähe eines schönen, alten Originalflügels. Das Ding spielt automatisch. Ein Mann am Klavier wäre mir lieber, und ich frage den Kellner, ob es auch einen echten Pianisten gibt „Maybe later“ sagt der wieder lachend. Aber diesmal behält er recht: Als ich gerade aufbrechen muss, nimmt tatsächlich ein Musiker auf dem Klavierhocker Platz.
Mein Gesamteindruck von der CIP Lounge in Istanbul
Nach fast drei Stunden Zwischenaufenthalt stelle ich fest: Von den Business Lounges, die ich bisher erlebt habe, ist die Turkish Airlines Istanbul Lounge eine der lässigsten und authentischsten.
Die Gastronomie ist irre gut, frisch und kreativ. Die Lounge kommt mir vor wie eine Indie-Boutique auf der Prachtstraße der Gucci & Co-Läden – Schwellenangst unnötig, Genuss garantiert, Verwöhnfaktor riesig.
Zugangsregelung für die Turkish Airline CIP Lounge in Istanbul:
- Business Class Passagiere
- Inhaber der miles & smiles Elite
- Elite Plus Karte
Leider kann man noch keinen Tageszugang für die Lounge kaufen. Das wäre eine gute Erweiterung des Angebots.
Text: Andrea Tapper, Fotos: Andrea Tapper, Olaf Drenkhahn
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