Weil es letztes Mal so schön war mit der Arosa Luna auf der Rhône und Saône durch Frankreich, wollte ich die Lagune von Venedig und den Po, Italiens größten Fluss, wieder auf einem Schiff bereisen, einem Flussschliff von Nicko Tours.
Schon im Prospekt steht: „Sollte der Po wegen Niedrigwasser nicht befahrbar sein, wird der Reiseverlauf angepasst.“ Nun ja, ich dachte mir, lieber Venedig ohne Po, als gar nicht Venedig.
Ein Fluss ohne Wasser
Und siehe da, es ist August und der Po hat tatsächlich kein Wasser. Das erzählt die Kreuzfahrtleitung den rund 90 Passagieren beim ersten Abendessen. Später sagt sie noch, im direkten Gespräch, momentan seien auch viel zu viele Mücken auf dem Po. In diesem Sommer sei schon eine Frau an einem Mückenstich gestorben. Das Risiko wolle man nicht eingehen. Verstehe.
Ob ich schon einen Tisch im Restaurant reserviert habe, fragt sie. Oh, denselben Platz, morgens mittags, abends. Das kenne ich noch von früher. Ich dachte, das macht man nicht mehr, weil man doch auch jüngere Zielgruppen ansprechen will. Und die mögen es doch lieber flexibel.
Die Tischreservierung
Der Restaurantleiter ist schwer beschäftigt. Vor mir warten sechs Paare, alle wollen einen Tisch, möglichst am Fenster. Statt den betagten Herrschaften, die teilweise über zehn Stunden Anreise hinter sich haben, einen Tisch zu geben, preist der Restaurantleiter in epischer Breite das Getränkepaket an:
Sehen sie, hier ist unsere Getränkekarte. Wenn sie abends einen Wein und ein Wasser trinken und nachmittags noch einen Kaffee, jeder von ihnen, dann haben sie die 129,- Euro wieder raus.
Die Frau, die ganz vorne in der Reihe steht, fragt, ob sie sich das später überlegen könne. Sie möchte erst einmal einen Tisch. Sie seien gerade erst angekommen und waren noch nicht einmal in der Kabine. Mürrisch zeigt der Oberkellner ihr zwei Optionen und murmelt: “Je eher sie das Getränkepaket abschließen, desto besser”.
Die Frau entscheidet sich schnell für den Platz an einem großen runden Tisch in der Mitte, der Ehemann nickt. Dann kommt das nächste Paar.
Getränkepaket – ja oder ja?
Der Oberkellner: Bitte schön, dies ist das Formular für das Getränkepaket. Diesmal spricht der Mann:
“Das haben wir doch eben schon mitgehört, wir stehen ja alle schon länger in der Schlange. Auch wir möchten erst einmal einen Tisch.”
Der Oberkellner lässt nicht locker und rechnet wieder vor, wie schnell sich das Getränkepaket rechnet. Nun meldet sich die Frau hinter mir zu Wort: “Hören sie bitte, wir haben die Vorzüge des Getränkepaketes verstanden. Wir sind hier, um einen Tisch zu reservieren, wir haben eine lange Reise hinter uns, geben sie uns das Formular, wir gucken später drauf.”
“Wie sie möchten”, antwortet der Oberkellner sichtlich beleidigt und zeigt wieder auf zwei Tische. “Welchen würden sie empfehlen”, fragt die Dame. Der Oberkellner: “Hier ist es ziemlich eng. Und dort drüben sehen sie schlecht.”
Da meldet sich das Paar, das hinter der Frau, die hinter mir steht, wartet, ungeduldig und sichtlich gereizt zu Wort: “Wenn wir sowieso keine große Wahl mehr haben, nennen sie uns doch einfach einen Tisch. Sehen sie nicht, wie lang die Schlange ist?”
Der Oberkellner: “Oh, ihre Anreise war wohl etwas anstrengend.” Ich denke: Oh, diese Reise wird wohl etwas anstrengend.
Coming next: Zwei Wochen an Bord der MS Europa 2 von Hongkong nach Singapur
Hab’ ich gelacht!! Wunderbar. Als wäre man dabei gewesen.
Ich sehe den Oberkellner förmlich vor mir. So etwas ist ein Albtraum. Aber mit dem Flussschiff in der Lagune zu kreuzen, stelle ich mir sehr interessant von. Schreibst Du darüber auch noch?
Grüße aus Heidelberg
Danke, Konstanze! Freut mich, dass ich Dich zum Lachen gebracht habe – Ziel erreicht!
Köstlich! Danke, ich habe herzlich gelacht :-))))
Micky