Sonntag in Buenos Aires. Was machen? Sonntags ist das ganz einfach, denn dann ist Trödelmarkt im Stadtteil San Telmo. Oder auch Antiquitätenmarkt. Oder Flohmarkt. In Buenos Aires heißt der Markt Feria de San Telmo. Der Markt von San Telmo ist riesig und eigentlich ein Straßenfest. Und das jeden Sonntag.
Das Bario San Telmo in Buenos Aires
San Telmo ist das älteste Viertel von Buenos Aires mit Kopfsteinpflaster und wunderschönen Altbauten. Saniert und unsaniert. Die Häuser stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Gebaut und bewohnt von der damaligen Oberschicht, meist reiche Kaufleute.
Als Gelbfieber ausbrach zogen die Bewohner aus dem besiedelten San Telmo in das leere Recoleta. Und bauten dort noch prächtiger.
Es waren die Immigranten aus Europa, die sich in den folgenden Jahrzehnten in San Telmo ansiedelten. Heute lebt eine heterogene Bohème-Szene in San Telmo.
Hinter den großen Eingangstoren der Häuser befinden sich verzweigte Innenhöfe mit Ateliers, Boutiquen und kleinen Hotels.
Ein bisschen verfallen, ein bisschen shaby-schick, ein bisschen touristisch – und sehr schön zum Bummeln und Stöbern. Auf der Straße La Defensa säumt ein Lokal das nächste. Die Bürgersteige stehen voller Tische und Stühle. Hier kann man gut auf einen Aperitif hingehen. Dazu eine Empenada oder ein Choripan, das ist eine Wurst im Brot.
In San Telmo, Buenos Aires, befinden sich die kommerziellen Tangotheater
Gegen 19 Uhr wird es voll, denn in San Telmo liegen die kommerziellen Tangotheater von Buenos Aires. Aber Vorsicht: Sie bieten nur Folklore für Touristen. Das sieht man an den Massen an Reisebussen. Viele kommen von amerikanischen Kreuzfahrtschiffen. In kitschig dekorierten Räumen sitzt man eng an eng, bekommt ein mittelmäßiges Dinner, und muss viel Geld für schlechten Wein bezahlen. Zu sehen gibt es das, was sich Fremde unter Argentinien vorzustellen haben. Vom Evita bis Carlos Gardel.
Abends lungern komische Gestalten in San Telmo
Später am Abend zählt San Telmo zu den gefährlichen Stadtviertel. Das haben wir allerdings erst nach unserem Besuch erfahren. Obwohl mir hier und da schräge Typen aufgefallen sind, die in Hauseingängen abhingen und von Alkohol oder Drogen benebelt waren. Und auch Obdachlose, die sich in Kartonbergen eine Behausung gebaut hatten.
Gegen Mitternacht haben wir ein Taxi (Tipp: in Buenos Aires nur Radio Taxi nehmen, die sind registriert und sicher) in San Telmo angehalten. Etwas, was man auch nicht machen sollte, wie wir ebenfalls später erfahren haben. Wir hatten allerdings einen sehr netten Taxifahrer: Student, der die Sitze seines alten Fiat Uno mit Kuhfell bezogen hatte.
Zurück zum Markt von San Telmo
Was als Antiquitäten- und Flohmarkt angefangen hat, ist jetzt ein buntes Treiben mit Straßenkünstlern, Livemusik, Tanz, Food-Trucks und Ständen aller Art: Antiquitäten, Bücher, Silberbesteck, Kristall, Schmuck, Porzellan.
Aber auch Kleidungsstücke, Ponchos, Taschen, Schuhe, Sonnenbrillen, Bilder und Matebecher. Angeblich dürfen nur Waren verkauft werden, die von vor 1970 stammen. Ich habe aber auch viele andere, tolle Sachen entdeckt.
In Argentinien herrscht seit Jahrzehnten eine irre hohe Inflation. Derzeit um die 40-45 Prozent. Traditionell wissen die Argentinien nicht, woher sie so schnell immer mehr Geld herkriegen sollen. Zum Beispiel verdoppelt sich die Miete meiner Freundin Nicole alle 2 Jahre.
Daher basteln, nähen, backen, kochen, bauen viele Porteños (so heißen die Einwohner von Buenos Aires) irgend etwas, was sie auf der Straße verkaufen.
Gerade am Wochenende findet man in der ganzen Stadt kleine Stände. Die Leute sitzen auf Decken dahinter und diskutieren oder hören Musik.
Besonder gut hat mir der kleine Markt im Viertel Recoleta gefallen. Gleich vor dem Haupteiang vom Friedhof La Recoleta. Der findet täglich statt.
Dank der Kreativität der Einwohner von Buenos Aires sieht man das übliche Plastiksouvenir aus China selten.
Mein Shopping Tipp: Handgefertigte Taschen, Portemonnaies und Gürtel aus Leder. Kann man generell gut in Argentinien kaufen.
Der Markt ist riesig und selbst bei Regen –wie bei unserem Besuch- interessant. Denn es gibt eine alte, schmiedeeiserne Markthalle mit vielen Dauerständen (Schmuck, alte Bücher, Antiquitäten). Wochentags kaufen hier die Einheimischen Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch ein.
Denn erst wenn nicht Markt ist, sieht man, dass in San Telmo auch wirklich Menschen wohnen. Das heißt, auf dem Balkon sitzen, einkaufen, ihren Hunde ausführen und auf der Straße mit dem Nachbarn quatschen.
Plaza Dorrego – Milonga in San Telmo, Buenos Aires
Obwohl die Feria de San Telmo touristisch ist, ist sie ein Muss. Ich war am Anfang skeptisch, aber empfehle nun: Hingehen. Tipp: erst am Nachmittag, dann wird es etwas leerer. Und gegen 18 Uhr wird auf der Plaza Dorrego der Tanzboden ausgerollt. Wenig später beginnt die Open-Air- Milonga.
Milonga bezeichnet einen bestimmten Tanzrhythmus und einen Tanzabend. Die Milonga gilt als Vorläufer des Tango. Unter Lampions tanzen die besten Tangotänzer von Buenos Aires. Aber auch ganz normale Einheimische und Touristen. Jung und alt. Bestimmt die bessere Alternative zu den sogenannten Tango-Shows in den Tangotheatern von Buenos Aires.
Das Bario San Telmo gehört zu den Innenstadt-Vierteln von Buenos Aires und ist von der zentralen Plaza de Mayo gut zu Fuß zu erreichen. Von dort kann man gleich weiter laufen in das Viertel La Bocca, das als nächstes dran kommt.
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